Ungenierte Lästermäuler

Brettener Bütt begeistert mit Wortwitz, Tanz und Musik

GUTE STIMMUNG – VOLLES HAUS: Einmal mehr sorgt die Brettener Bütt für vier Stunden Ausgelassenheit, Schunkelrunden und Lachsalven. Mit derben Sprüchen, pfiffigen Sketchen sowie flotten Tanzeinlagen und Musik lassen es die Akteure so richtig krachen.

Im Spagatsprung fliegen Funkenmariechen scheinbar schwerelos über die Bühne, futuristisches Star-Wars-Ballett gibt es vom Elferrat. Dazu noch derbe Sprüche, spaßige Sketche und jede Menge Tanz und Musik: Gut vier Stunden prall gefülltes Programm mit reichlich Wortwitz und guter Laune bot am vergangenen Wochenende die 46. Auflage der Brettener Bütt.

 

Lautstarker Empfang
Die Narren stürmen winkend den Saal, und sofort kommt Leben in die Stadtparkhalle: Die rund 400 Besucher springen auf und empfangen die Aktiven mit lautstarkem Beifall. „Bretten, macht mal Krach“, fordert Elferratspräsident Bernd Neuschl. Das lassen sich die Leute nicht zweimal sagen: Ganz gleich, ob Neuschl den „Drei-Stufen-Applaus“ verlangt oder ob er seine berühmten „Raketen“ steigen lässt – die Brettener sind durchweg mit Feuereifer dabei. Und eines ist klar: „Bredde wau wau“ geht hier sowieso immer.

 

Start mit Stimmungsrunde
Um auch noch den Letzten in Feierlaune zu versetzen, startet das Programm direkt mit einer „Stimmungsrunde“. Und es funktioniert: Während Benjamin Leicht und Laura Wick „Fahr mich in die Ferne, mein blonder Matrose“ zum Besten geben, fassen sich ganze Reihen der Besucher unter und schunkeln und singen mit. Weitere Hofsänger (Jan- Christian Blömer, Pascal Cieplik und Jerome Cieplik) kommen zur Verstärkung hinzu, dann sammeln die Narren auch noch die lokale Prominenz von Oberbürgermeister Martin Wolff bis zu MdL Joachim Kößler ein. Bald schon tummeln sich somit „Matrosen“, „Flotte Bienen“ und „Flower-Power-Girls“ auf der Bühne. Zu „Die pure Lust am Leben“ schnappt sich Bürgermeister Michael Nöltner Bücherei-Chefin Anette Giesche und legt einen flotten Discofox aufs Parkett. Und weil die Narren schon einmal so schön dabei sind, starten alle gemeinsam gleich noch eine Polonaise durch den ganzen Raum.

ENORME SPRUNGKRAFT beweisen die Gardedamen, die bei ihrem Auftritt die ganze Palette vom Cancan bis zum Show-Tanz präsentierten.

FÜR DIE NÖTIGE PORTION BRETTENER LOKALKOLORIT sorgen die Hofsänger mit ihrem pfiffigen Auftritt.Dummschwätzer in Aktion
Auf diese Weise ordentlich in Stimmung versetzt, sind die Leute bereit für Günther Wolff und seine berühmt-berüchtigten „Bekanntmachungen“. Fröhlich lässt der Ortsbüttel seine Glocke erklingen und verkündet Anekdoten aus dem Stadtgeschehen: So informiert er etwa über das neu gegründete „Musikkapellenkarussell“ in Bretten oder er zaubert originale Wahlplakate mit Bildern von Alt-OB Paul Metzger hervor. Einen gelungenen Neuzugang verzeichnet die Bütt mit Büttenredner Andi Frey: In einem Rundumschlag lästert dieser vollkommen ungeniert über bedeutende Ereignisse aus Wirtschaft, Politik und Sport. Dabei haut er zuerst VW in die Pfanne, dann zieht er über das Ausscheiden von Italien und Holland bei der Fußballweltmeisterschaft her. Donald Trump bezeichnet er gar als „allergrößten Clown“. Erdogan ist für ihn der „Pinocchio vom Bosporus“ und für Frauke Petri fordert er gleich eine „schalldichte Burka“. Mit reichlich Beifall und zustimmenden Pfiffen wird Frey von den Faschingsfreunden verabschiedet. Hansi Klees als „Dummschwätzer vom Stadtpark“ übernimmt das Geschehen. Mit staubtrockenem Humor debattiert er über Esoterik und „Heilfasten im Urlaub“: Er lamentiert über Yoga-Kurse, hawaiianische Atemtherapie, indianischen Feuerlauf und gescheiterte Diätversuche. Die Zuhörer sind durchweg begeistert: Sie biegen sich vor Lachen, und Klees kassiert am Ende stehenden Applaus.

VON HEIZDECKE UND NEGLIGÉ berichten die drei „Selfmade-Ladys“ Frieda, Erna und Bawett (Daniela Mößner, Sabine Müller, Anette Giesche).

EINE FUTURISTISCHE TANZEINLAGE gibt der Elferrat in der vollen Stadtparkhalle zum Besten und agiert im Kegel der Scheinwerfer in bester Star-Wars-Manier – zum Vergnügen des begeisterten Publikums.Jeder kriegt sein Fett weg
Für die notwendige Portion Lokalkolorit sorgen die Hofsänger in kompletter Besetzung sowie Bernd Neuschl in seiner Rolle als Herbfried Nudelhuber. In Karohemd, Lederhosen und mit Schnauzer zieht der Faschingspräsident die hiesigen Politiker Aaron Treut, Heidi Leins und Paul Metzger durch den Kakao. Auch der OB kriegt sein Fett weg: „Wenn du denkst, du hattest ein schwieriges Jahr, dann denk an Martin Schulz – oder an Martin Wolff“, so „Nudelhuber“.
Pikante Enthüllungen
Selbstironisch gehen die drei „Selfmade- Ladys“ Frieda, Erna und Bawett (Daniela Mößner, Sabine Müller, Anette Giesche) an die Sache: Sie präsentieren Errungenschaften wie Heizdecke und Negligé von einer Kaffeefahrt und streiten sich über Männer, „chillende Brüste“ und „verabschiedendes Bindegewebe“. Spätestens aber als sie sich ihrer Alt-Damen-Mäntel entledigen und plötzlich in kurzen Röckchen dastehen, ernten sie begeisterte Jubelrufe und zustimmende Pfiffe.

EINE NUMMER FÜR SICH ist Bernd Neuschl alias Herbfried Nudelhuber.

NEWCOMER ANDI FREY lästert ungeniert über prominente Polit-Clowns.Tanz der Raumfahrer
Eine ähnliche Verwandlung erleben die Lausemädels Antonia Giesche und Sarah Knötig: Sie beginnen als übergewichtige Fitness-Muffel, am Ende legen sie einen flotten Step-Aerobic-Tanz hin – tatkräftig unterstützt vom eifrigen Klatschen der Besucher. Später bekommen die Anwesenden noch mehr Tanzeinlagen zu sehen: Als „Funkemariele“ beeindrucken Elisa Schnorr und Angelina Cosi Montes mit Radschlag, Brücke und Spagat, die Gardemädels zeigen die ganze Bandbreite vom Cancan bis zum Show-Tanz. Aber auch die Männer stehen nicht hintan: Im schwarz-weißen Astronauten- Anzug springen sie im Gleichschritt zu „Krieg der Sterne“ über die Bühne und präsentieren zwischendurch einen radschlagenden Raumfahrer. Alles läuft wie geschmiert, und auch von einem kurzzeitigen Versagen der Technik lassen sich die Narren nicht aus dem Konzept bringen: Als bei einer weiteren „Stimmungsrunde“ der Ton den Geist aufgibt, springen die Gardemädels sogleich ein und stimmen ein spontanes „Hulapalu“ an. Die Rechnung geht auf, der Saal macht begeistert mit – auch dann noch, als der Sound kurz darauf wieder passt und die Stadtkapelle unter der Leitung von Andreas Frank wie gewohnt die Musik übernimmt. Mit Ehrenpräsident Fredy Ersch, seinem obligatorischen „In Bredde, do ischs schee“ und einem fulminanten Ausmarsch endet die 46. Brettener Bütt.

Mit freundlicher Genehmigung der BNN
Text und Fotos: Catrin Dederichs

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