Von Brahms bis Santana

Stadtkapelle und Jugendkapelle begeistern bei ihrem Jahreskonzert durch Können und große Vielfalt

Die Stadtkapelle beim Jahreskonzert im Bernhardushaus BrettenMit einer harmonischen Gesamtleistung und herausragenden Solisten wusste der Musikverein Bretten bei seinem Jahreskonzert am vergangenen Samstag zu begeistern. Beeindruckend, welche musikalische Bandbreite sowohl die Jugendkapelle als auch die Stadtkapelle in ihren Vorträgen erkennen ließen. Den Anfang machte die Jugendkapelle unter der Leitung von Andreas Frank, der mit diesem Konzert sein Debüt als Dirigent des Nachwuchsorchesters gab. Seine anspruchsvolle Musikauswahl verlangte seinen Schützlingen einiges ab, aber die intensive Probenarbeit des vergangenen Jahres trug hörbare Früchte. Präzise helle Klänge des Glockenspiels, unterlegt mit einem erhabenen vollen Klangkörper des Orchesters, bestimmten den Eröffnungsmarsch „Land of Hope and Glory“.

Die Jugendkapelle nimmt nach ihrem erfolgreichen Konzert den wohlverdienten Applaus entgegenBei „The Great Locomotive Chase“ gelang es der Jugendkapelle den Zuhörern eine durch den Saal schnaufende Dampflokomotive zu simulieren. Optisch reizvoll unterstützt wurde diese rasante Zugfahrt von einer effektvoll zischenden Nebelmaschine. Insgesamt überzeugte die Jugendkapelle unter ihrem neuen musikalischen Leiter Andreas Frank, der selbst als erster Klarinettist in der Stadtkapelle aktiv ist, durch eine geschlossene Gesamtleistung aller Akteure. Exakte Rhythmuswechsel, ein breites Spektrum an Percussionsinstrumenten sowie ein perfektes Trompetensolo von Julian Axenfeld rundeten den positiven Höreindruck ab. So war es nicht verwunderlich, dass die Zuhörer die Jungmusiker nicht ohne Zugaben von der Bühne ließen. Bei diesem musikalischen Potential braucht es dem Musikverein für die Zukunft nicht bange sein.

 

Die Stadtkapelle beim Auftakt ihres KonzertteilsDen zweiten Programmteil eröffnete die Stadtkapelle mit Verdis Ouvertüre „Die Macht des Schicksals“ und dem martialischen „Einzugsmarsch der Bojaren“ des Norwegers Johann Halvorsen. Fein aufeinander abgestimmt wechselten breite Bässe mit spritzigen Klarinetten. Das erste Klarinettenregister wurde auch beim „Vallflickans dans“ aus der Feder des schwedischen Komponisten Hugo Alfvén besonders gefordert. Die provokante Eingangsfrage von Bernd Neuschl in seiner Anmoderation, „übst du noch, oder spielts du schon?“, beantworteten die Musiker in eindeutiger Weise mit virtuosen Läufen in atemberaubender Geschwindigkeit. Überhaupt Bernd Neuschl; gewohnt souverän und launig führte er durch das Programm, spickte seine Moderation mit Zitaten, Bonmots und Bezügen zum aktuellen Tagesgeschehen. Routinier Ernst Will, der bereits sein 21. Jahreskonzert mit der Stadtkapelle ablieferte, hatte einige vorzügliche Überraschungen in seiner Programmauswahl parat. Beispielsweise brachte er gekonnt zu Gehör, wie sich der für vierhändiges Klavier geschriebene „Ungarische Tanz Nr. 6“ von Johannes Brahms im feurig-scharfen Bläserkleid präsentiert: dynamisch mit rassigem Tempowechsel.

 

Das Blechregister konnte bei den groovigen Titeln glänzen„Geige trifft Blasmusik“ könnte das Experiment gelautet haben, das beim Thema aus „Schindler's Liste“ gewagt wurde. Maraike Peissner, die ansonsten in Sinfonieorchestern in Bretten, Bruchsal und München musiziert, übernahm mit ihrem gefühlvollen Violinspiel den Solopart, harmonisch getragen vom sanften Orchester. Als bei „Black Magic Woman“ Holz- und Blechbläser die Rollen von E-Gitarren übernahmen, jazzige Trompeten und Posaunen markante Akzente setzten und eine bestens aufgelegte Schlagwerkfraktion so richtig groovte, hätte bestimmt auch Carlos Santana seine Freude gehabt. Weitere Höhepunkte waren die Gesangseinlagen im Stile eines echten Entertainers von Manual Oswald oder das rasante Xylophonsolo von Vera Arendt. Ernst Will, der „Schicksalsgott aller Brettener Blasmusiker“ (Zitat Neuschl), hatte mit seiner abwechslungsreichen Auswahl aus unterschiedlichen Musikepochen und –sparten wieder einmal die Herzen der Zuhörer erobert. Nach rund zweieinhalb Stunden bester Unterhaltung auf höchstem musikalischen Niveau endete das Jahreskonzert vor ausverkauftem Haus mit Johannes Brahms´ Wiegenlied „Guten Abend, gut´ Nacht“, gefühlvoll intoniert von Jasmin Beisel am Saxofon und Helmuth Lohner am Flügelhorn.

Quelle: Pressefritz

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