Komponist dirigiert die eigenen Werke

Der spanische Künstler José Alberto Pina begeistert beim Jahreskonzert der Stadtkapelle Bretten

HIER DIRIGIERT DER KOMPONIST SELBST: José Alberto Pina beim Jahreskonzert der Stadtkapelle Bretten.Krimimusik, Star-Wars-Titel und Weihnachtslieder: Applaus im Stehen gibt es schon vor der Halbzeit. Doch das ist erst der Anfang: Insgesamt viermal bedanken sich die euphorisierten Gäste am Sonntagabend bei der Stadtkapelle Bretten und ihren Dirigenten während des Jahreskonzerts mit „Standing Ovations“.

Nicht nur die Anzahl der beim Beifall stehenden Zuhörer und dessen Länge dürfte in der Melanchthonstadt Premiere sein. Erstmaliges Ereignis ist auch der Besuch eines Komponisten in Bretten, der vor Ort seine eigenen Werke dirigiert. Der Komponist José Alberto Pina kam am vergangenen Wochenende nach Bretten gereist, um mit der Stadt- sowie der Jugendkapelle intensiv seine Stücke zu erarbeiten und diese am Sonntag rund 350 begeisterten Besuchern zu präsentieren.

 

Sein spanisches Temperament wird deutlich, sobald Pina auf der Bühne steht: Er geht mit derart beeindruckendem Körpereinsatz an die Arbeit, dass Moderator Bernd Neuschl die Frage aufwirft, ob eventuell ein Stierkämpfer bei dessen Vorfahren dabei gewesen sei.

Mal schwingt der Komponist seinen Taktstock träumerisch mit geschlossenen Augen, an anderer Stelle springt er von seinem Podest schwungvoll in die Höhe. Dasselbe gilt für seine Werke: Seine Bandbreite geht von atemberaubender Krimimusik bei „Gangster’s Scenes“ bis hin zu sehnsuchtsvollen Urlaubsmelodien bei „The Island Of Light“.

Und auch innerhalb seiner Kompositionen geht es kontrastreich zu: So wechselt sich rasantes Schlagzeugspiel mit den fröhlichen Klängen der Querflöten und lautstarken Beckenschlägen ab, etwa wenn er in „Sendes“ die ganze emotionale Entwicklung unseres Lebens nachzeichnet.

Auf einen Schlag kann der 32-jährige spanische Künstler sein Brettener Publikum für sich gewinnen. Die Besucher wippen im Takt zur Musik, so mancher hat seine Augen andächtig geschlossen. Nach jedem Stück bedanken sich die Gäste mit anerkennendem Pfeifen und tosendem Applaus.

Dennoch brauchen sich seine zwei deutschen Kollegen am Sonntagabend hinter Pina nicht zu verstecken. Auch die Dirigenten Ansgar Sailer und Andreas Frank zeigen, dass sie ihr Handwerk beherrschen: So schickt Frank seine Zuhörer mit „Star Wars: The Force Awakens“ auf eine galaktische Reise und katapultiert sie mithilfe der Jugendkapelle in die Welt von Raumschiff und Laserschwert.

Richtig weihnachtlich wird es später bei der Stadtkapelle unter der Leitung von Sailer: In dem Melodienreigen „A Christmas Festival“ von Leroy Anderson ertönen in einem nahtlosen Übergang bekannte Weihnachtslieder wie „Stille Nacht“ und „Jingle Bells“. Nach dieser gekonnten Einstimmung durch das Orchester bittet der Dirigent die Gäste zum Abschluss um gesangliche Unterstützung. Zunächst lauschen die Besucher andächtig dem Spiel der Kapelle – und dann erklingt aus über 350 Kehlen einstimmig ein friedvolles „Stille Nacht“.

Mit freundlicher Genehmigung der BNN

Text + Foto: Catrin Dederichs

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